Alle Artikel mit dem Schlagwort: Wirtschaftspolitik

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Ist die Volkswirtschaft eine „menschenfeindliche Wissenschaft“?

Rund um die Tagung des Vereins für Socialpolitik gab es eine Debatte darum, ob die Volkswirtschaftslehre mehr Pluralismus braucht. Die pointierteste Kritik an den VWLern kommt dabei von Norbert Häring. Der Wirtschaftsjournalist des Handelsblatts spricht von einer „menschenfeindlichen Wissenschaft“. So ist die aktuelle Debatte polemischer als frühere um dasselbe Thema, aber ansonsten weder neu, noch bringt sie etwas Neues.

Was dürfen wir von einer neuen Ökonomik erwarten?

Eine Wende in der Volkswirtschaftslehre ist überfällig. Neue Betrachtungsweisen werden aber wahrscheinlich weder zu einer fundamental neuen Wirtschaftspolitik noch zu fundamental besseren Wirtschaftsprognosen führen. Kritik am Zustand der Volkswirtschaftslehre ist populär. Man findet sie heute aller Orten. Beispielhaft sei hier ein Artikel von Thomas Trares beim Spiegelfechter genannt. Das „mechanisch-deterministische Weltbild“ der Volkswirte, so der Tenor des Artikels, verhindere das Erkennen von Fehlentwicklungen. Der Glaube der Ökonomen an den Markt habe religiöse Züge angenommen. Tatsächlich, das Weltbild der Ökonomen mag grotesk sein. Der kalkulierende Nutzenmaximierer der neoklassischen ökonomischen Modelle ist eine bloße Karikatur des Menschen, wie er wirklich ist und handelt. Die Ökonomen brauchen einen Kopernikus, der ein neues Bild entwirft, der zeigt, dass die Erde sich bewegt. Was würde allerdings eine Kopernikanische Wende bewirken? Klar, der Astronom Kopernikus (gestorben 1543) hat unser Denken verändert. Das kopernikanische Denken hat dann die Gesellschaft verändert, indem es die Autorität der Kirche untergrub. Kopernikus Wirkung war riesig. Aber sie war außerhalb der Wissenschaften lange Zeit nur indirekt. Die eigentliche Frage, ob die Erde sich bewegt oder nicht, spielte …

Links und rechts in der Wirtschaftspolitik

Die Frage, „Was ist links?“, hat nun auch die Wirtschaftsblogs erreicht. In der Diskussion fehlt allerdings bislang ein Rückgriff auf grundlegende Vorstellungen von Gerechtigkeit. Kantoos und Mark Schieritz streiten sich in ihren Wirtschaftsblogs darum, wer der bessere Linke ist. Und über dem Ganzen schwebt FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, der begonnen hat zu glauben, dass die Linke recht habe. Wenn anerkannte Wirtschaftsblogger diskutieren, darf man mehr erwarten als in der banalisierten politischen Alltagsdiskussion. Dort reicht es ja schon aus, bestimmte Begriffe zu verwenden, um sich als „links“ oder „rechts“ zu offenbaren. „Solidarität“ z. B. ist ein typisch linker Begriff. Wer solidarisch ist, muss also ein Linker sein, ganz gleich, mit was er sich jetzt solidarisiert. Leider reißt Mark Schieritz irgendwann in seinem Beitrag die Messlatte banaler Politikdiskussion. Die Bankenrettung wird zum linken Programmpunkt erklärt. Man hilft ja irgendwem, der in einer relativen Zwangslage ist. Solidarität mit Swimming-Pool-Besitzern in Nobelvierteln eben. Tatsächlich ist jedoch Schieritz Satz: „Wenn der Preis [für die Bankenrettung] ist, dass ein paar Bankaktionäre profitieren, dann bin ich bereit, ihn zu bezahlen“, ein knallhart rechter …