Wirtschaftsjournalismus in Zeiten des Zeitungssterbens
Gestern tagte der Aufsichtsrat des Verlages Gruner+Jahr. Offizielle Verlautbarungen werden noch erwartet, aber nach allem, was davor und danach durchgesickert ist, wäre alles andere als eine Einstellung der Financial Times Deutschland eine Riesenüberraschung. Beginnt nun eine neue, schwierige Zeit für den Wirtschaftsjournalismus? Ja, es ist wohl richtig, die FTD war seit ihrem Erscheinen 2000 nie profitabel. Daher ist wohl eher zu würdigen, dass Gruner+Jahr die Zeitung nicht viel früher eingestellt hat. Doch sie war das Flagschiff und Prestigeprojekt des Verlages. Das gilt jetzt wohl nicht mehr. Zeitungen taugen nicht mehr fürs Prestige. Für die Leser schon lange nicht mehr. Während man sich Mitte der 90er noch hinter einer Zeitung verstecken musste, um als kluger Kopf zu gelten, reicht heute ein iPad. Nun gilt das auch für Anzeigenkunden (sie glauben nicht mehr an die Wirkung von Gedrucktem) und für Verlage. Und plötzlich ist es Allgemeingut, dass die gedruckte Zeitung absterben wird. Und der Wirtschaftsjournalismus? Lothar Lochmaier glaubt an die Zukunft der Blogs. Die Bloggerszene, auch die Wirtschaftsbloggerszene, zeigt meiner Meinung nach, dass Qualität durch Nebenbei-Journalismus entstehen …