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Soziale Gerechtigkeit im Detail: Armutsquote und Langzeitarbeitslosigkeit

Im Artikel „Soziale Gerechtigkeit zusammengerührt“ habe ich begründet, warum ein allgemeiner Indikator der sozialen Gerechtigkeit wenig sinnvoll ist. Viel interessanter als solch eine Generalzahl sind die weniger durch den Fleischwolf gedrehte Einzeldaten. Die in dieser Woche vorgestellte Bertelsmann-Studie zur sozialen Gerechtigkeit hat immerhin in dieser Hinsicht einiges zu bieten. Nur zwei Daten möchte ich mir aus ihr herauspicken. Diese sind aber besonders aussagekräftig: die Armutsquote und die Quote der Langzeitarbeitslosen. Fangen wir mit der Armutsquote an. Sie gibt an, wie groß der Anteil derjenigen ist, deren Einkommen geringer ist als die Hälfte des mittleren Einkommens (Medianeinkommens). Die Armutsquote liegt in Deutschland bei 9,5 %, was gerade für den 16. Platz unter den 31 OECD-Ländern reicht. Dänemark und Schweden schneiden mit 5,3 % erheblich besser ab. Auch in Österreich gelten nur 6,6 % der Bevölkerung als arm. In der Schweiz sind es 8,7 %; das ist immer noch etwas weniger als in Deutschland. Ein schwacher Trost für uns Deutsche, dass in der größten Volkswirtschaft der Erde, in den USA, der Anteil der Armen mit 17,1 % noch erheblich größer ist. …

Soziale Gerechtigkeit zusammengerührt

Zumindest in einem Punkt bleibt die Bertelsmann-Stiftung ihrer Ideologie treu. Sie glaubt an die segensreiche Kraft der Rankings in allen Bereichen. Sie setzt auf den Wettbewerb um die besten Plätze – insbesondere auch als Ansporn für die Politik. Und so gibt es fast nichts, für das die Bertelsmann-Stiftung in den mehr als 33 Jahren ihres Bestehens nicht eine Rangliste erstellt hat. Bezeichnend, dass eine internationale Rangliste der sozialen Gerechtigkeit bislang fehlte. Immerhin gehört soziale Gerechtigkeit wahrscheinlich zu den wichtigsten Faktoren für Glück und Zufriedenheit überhaupt. Diese Lücke wurde allerdings mit der jüngsten Studie der Bertelsmann-Stiftung unter dem Titel „Soziale Gerechtigkeit in der OECD – Wo steht Deutschland?“ geschlossen. Fragt sich allerdings, ob der sozialen Gerechtigkeit tatsächlich mit dem Bertelsmann’schen allgemeinen Gerechtigkeitsindikator geholfen ist. Drei Punkte lassen sich dagegen anführen und zumindest die letzten beiden halte auch ich für relevant: Es gibt viele unterschiedliche Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit. Sie beruhen auf unterschiedlichen Werten. Hier ist allerdings anzumerken, dass dies nicht die Verständigung auf einen Konsens ausschließt. Große Denker wie John Rawls und Amartya Sen haben dies …