Alle Artikel mit dem Schlagwort: Sozialismus

Das Sozialistische bei Sarrazin

Einer der interessantesten Beiträge zur Sarrazin-Debatte stammt von Marcus Brandt. Er ordnet Sarrazin in eine lange Tradition gerade auch sozialistischer und sozialdemokratischer Denker ein, die die Eugenik als eine wichtige „soziale Technologie“ für Fortschritt und letztlich Glück der Menschheit ansahen. Eugenik heißt, dass die Verbreitung „guten“ Erbguts gefördert und die „schlechtem“ bzw. „krankem“ Erbguts gehemmt wird. Beispielsweise kann man hohe Kinderzahlen bei Gesunden materiell fördern, für Erbkranke propagiert man dagegen Empfängnisverhütung und Geburtenkontrolle oder ordnet gar eine Zwangssterilisation an. Auch Folgen der Eugenik für die Einwanderungspolitik wurden schon in den 1920er Jahren diskutiert, der US-Immigration-Act von 1924 war eine Folge dieser Diskussion. Auch wenn Rassisten immer Eugeniker sind, Eugeniker sind nicht zwangsläufig Rassisten – und Sarrazin ist wohl auch keiner. Bezeichnend ist, dass Eugenik bis in die 1970er Jahre hinein im sozialdemokratischen Schweden praktiziert wurde – bis hin zur Zwangssterilisation. Nun, Sozialdemokratisch muss nicht immer Gut bedeuten. Eugenik beinhaltet, dass man einigen Menschen grundlegende Freiheitsrechte, etwa das Recht, über ihre Kinderzahl zu bestimmen, abspricht. Darf man das? Ich meine nein. Da muss das abstrakte Glück …

Ist Sozialismus machbar?

übernommen aus Wirtschaftswende vom 11.1.2010 Ausgerechnet die FAZ stieß, es war kurz vor Weihnachten, eine Debatte über den Sozialismus an. Ressortleiter Rainer Hank durfte argumentieren: “Der Sozialismus ist gar nicht so übel.” Viele Debatten über den Sozialismus kranken ja an der Vieldeutigkeit des Begriffs und darum ist es nur gut, dass Rainer Hank gleich zu Beginn seines Artikels deutlich macht, was er unter Sozialismus bzw. dem sozialistischen Prinzip versteht. “Es ist nicht in Ordnung, dass jemand aus armen Verhältnissen es viel schwerer hat, reich, gebildet und glücklich zu werden. Dafür kann er nämlich nichts.” Das Gleiche gilt für angeborene Talente: “Was kann einer schon für seine Gene? Was kann er dafür, weniger schlau zu sein als sein Kollege, der für seine Begabung aber ein höheres Gehalt einstreicht?” Im Sozialismus hänge das Einkommen darum nur von der eigenen Arbeitsleistung ab. Rainer Hank meint hier die Arbeitsleistung gemessen nach Arbeitsdauer und Arbeitseinsatz und unabhängig von dem Arbeitsergebnis. Ein solches Entlohnungsprinzip wird die Einkommensunterschiede zwischen der fleißigen Putzfrau und der ebenso fleißigen Sängerin mit der begnadeten Stimme weitgehend …