Alle Artikel mit dem Schlagwort: Nettoneuverschuldung

Konsequenzen eines Excel-Fehlers

Zwei prominente Ökonomen, Carmen Reinhard und Kenneth Rogoff, wurden eines Excel-Fehlers in ihrer ebenso prominenten Studie „Growth in a time of debt“ überführt. Und nun? Die magische Zahl ist verschwunden, die magischen 90 %. Ab einer Schuldenquote von 90 %, so glaubten Reinhard und Rogoff ursprünglich herausgefunden zu haben, sinke das Wirtschaftswachstum eines Staates. Das lässt sich so nun nicht mehr halten. Auch für die Medien, die sonst nie über ökonomische Forschung berichten, ist das ein gefundenes Fressen. So steht laut SPON nun Europas Sparpolitik in Frage. Dass sich zudem Keynesianer wie Heiner Flassbeck oder Albrecht Müller ereifern, versteht sich von selbst. Wer glaubt, Schuldenmachen sei ein wichtiges Mittel, um die Wirtschaft zu stimulieren, dem war eine feste Obergrenze wie die 90-%-Quote ein Dorn im Auge. Dass es magische Zahlen in der Ökonomie nicht gibt, hätte aber auch vor Bekanntwerden des Excel-Fehlers klar sein müssen. Dazu ist Ökonomie zu komplex. Umgekehrt ist staatliche Verschuldung durch den Fehler keineswegs rehabilitiert. Selbst Rogoff-Kritiker Paul Krugman (den die Nachdenkseiten dankenswerterweise ins Deutsche übersetzt haben), gibt zu: „Es gibt …

Erzwingt die Schuldenbremse eine Negativspirale nach unten? (II)

Wie schon in Teil I geschrieben, war die Grundidee des alten Artikels 115 des Grundgesetzes durchaus richtig. Dort heißt es nämlich: Die Einnahmen aus Krediten dürfen die Summe der im Haushaltsplan veranschlagten Ausgaben für Investitionen nicht überschreiten; Ausnahmen sind nur zulässig zur Abwehr einer Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts. Das Problem dieses Artikels und gleichzeitig die Ursache, warum er einen unaufhörlichen Anstieg der Bundesschulden nicht verhinderte, lag im Begriff „Einnahmen aus Krediten“. Der wurde nämlich mit der Nettoneuverschuldung gleichgesetzt. Um die Altschulden brauchte sich niemand Gedanken zu machen und hat sich tatsächlich niemand Gedanken gemacht. Es wurde immer brav umgeschuldet. Der alte Kredit wurde mit neuen Krediten getilgt. Auch die aktuelle politische Diskussion ist zu stark auf die Nettoneuverschuldung fixiert. Ein Umdenken ist notwendig. Sinnvoll wäre darum folgende Schuldenbremse gewesen: Die Nettoneuverschuldung darf die Summe der im Haushaltsplan veranschlagten Ausgaben für Investitionen und Bildung abzüglich 4 % der Altschulden nicht überschreiten; Ausnahmen sind nur zulässig zur Abwehr einer Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts. Zum einen habe ich in diesem Vorschlag den Begriff „Einnahmen aus Krediten“ durch das präzisere …