“Spätrömische Dekadenz” und mangelnde Arbeitsanreize?
übernommen aus Wirtschaftswende vom 19.2.2010 Ist der Anreiz für Hartz-IV-Empfänger, eine Arbeit anzunehmen, tatsächlich zu gering? Das Kieler Institut für Weltwirtschaft behauptet dies in einer aktuellen Studie und Guido Westerwelle sieht Deutschland aufgrund mangelnden Arbeitswillens schon scheitern. Mit Westerwelle habe ich mich am Mittwoch schon befasst. Heute sind die Kieler Autoren Boss, Christensen und Schrader dran. In ihrer Studie rechnen sie für zahlreiche Modellfälle den Lohnabstand aus. Das ist die Differenz zwischen dem erzielbaren Lohn und den Hartz-IV-Bezügen. Die Modellfälle unterscheiden sich nach Qualifikation, Geschlecht, Wohnort und vor allem nach Familienstand, Anzahl der Kinder und ob der Partner mitverdient oder nicht. Für viele Modellfälle halten auch die Kieler Wirtschaftswissenschaftler den Lohnabstand für ausreichend. Einen zu geringen Lohnabstand sehen sie vor allem bei Alleinerziehenden und bei Familien, in denen beide Elternteile nicht erwerbstätig sind. Diese Gruppen hätten keinen Anreiz, sich um Arbeit zu bemühen. Doch sehen wir uns einmal einen Fall an, den die Kieler als problematisch erachten: verheiratet, männlich, zwei Kinder, geringe Qualifikation und die Frau ist ebenfalls nicht erwerbstätig. Hartz IV macht selbst unter …