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Kommunismus

Sommer 1989 beim Feierabendbier irgendwo in der damaligen Tschechoslowakei. Mein älterer tschechischer Saufkumpane schimpft seit einer halben Stunde auf die Regierung und die herrschende kommunistische Partei. Dann kommt ein Satz, der mich verblüfft: „Ihr im Westen, ihr seid schon viel weiter auf dem Weg zum Kommunismus.“ Es entwickelt sich eine angespannte Diskussion. Mein Gegenüber erklärt mir die marxistische Geschichtsauffassung, nach der alles auf den Kommunismus hinausläuft. Ich, der junge Student und Praktikant aus Westdeutschland, sammle mein Schulwissen zusammen und erkläre, dass es kein Endziel der Geschichte gibt. Eine Annäherung kommt nicht zustande. Der Graben zwischen den unterschiedlichen Sozialisationen ist zu tief. Gesine Lötzsch, die zur Zeit mit ihrem Artikel „Wege zum Kommunismus“ Furore macht, gehört wohl zu denen, die mit dem Kommunismus sozialisiert wurden. Aber diese Spezies stirbt langsam aus. Inzwischen können auch viele jüngere im Osten, gleich ob links oder rechts, mit diesem Begriff nichts anfangen. Gesine Lötzsch hat ihrer Partei mit ihrem Artikel sicher nicht geholfen. Und es ist gut so, wenn der Begriff Kommunismus bald entsorgt wird. Denn Kommunismus ist weder wünschenswert …